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Pflanzenfarben: So einfach kann man sie selber machen

Ob Baum, Strauch oder Heilkraut – fast alle Pflanzen enthalten Farbstoffe, die man einfach gewinnen und zum Malen verwenden kann. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Pflanzenfarben selbst herstellen können.

Mein schönes Land-Autorin Irene Lehmann

13.01.2022 - 10:45 Uhr

Lesezeit: 9 Min.
Aquarell Pflanzenfarben

Aus Blumen und Blättern können die schönsten Farben gewonnen werden

Foto: MSL/Irene Lehmann
Inhaltsverzeichnis
Pflanzenfarben: So einfach kann man sie selber machen

Überall in der Natur – nicht nur in den Blüten, auch in Blättern, Stängeln, Rinden, Früchten und Wurzeln – befinden sich in Wasser oder Fett lösliche Farben. Manche Leute benutzen die natürlichen Farben, um ihre Haare zu färben. Da sich Naturfarben aber auch ausgezeichnet mit natürlichen Papier- oder Stoff-Fasern verbinden, eröffnen die Pflanzenfarben großen und kleinen experimentierfreudigen Malern faszinierende Möglichkeiten.

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Wie kommt die Farbe in die Pflanze?

Das Geheimnis der Pflanzenfarbe liegt in den pflanzeneigenen Inhaltsstoffen begründet. Die größte und bedeutendste Gruppe der pflanzlichen Farbstoffe sind die Flavonoide. Ihr Spektrum reicht von Gelb über Orange und Rot bis Violett. Farbnuancen von Rot bis Blau steuert die Untergruppe der Anthocyane bei. Carotinoide wiederum sind für Gelb bis Orange zuständig, allerdings sind sie nur fettlöslich. Das grüne Chlorophyll, der wichtigste Farbstoff für die Fotosynthese, ist zwar in jeder Pflanze vorhanden, lässt sich aber ebenfalls nur schwer im Wasser lösen.

Korb voller Blüten

Lila und orangefarbene Blüten eignen sich perfekt, um kräftige Pflanzenfarben herzustellen

Foto: MSL/Irene Lehmann

Pflanzenfarbe extrahieren: So geht’s

Am einfachsten gewinnt man natürliche Farbe aus reifen Beeren, zum Beispiel Brombeeren, Schwarzen Johannisbeeren, Mahonien oder Holunder. Sie werden mit etwas Leitungswasser aufgekocht und anschließend durch ein feines Sieb oder Baumwolltuch passiert – fertig ist die dunkelblaue bis violette Malfarbe. Während bei Frucht-Farben das Ergebnis relativ identisch mit dem Original ist, verändern sich Blüten-Farben, je nachdem wie lange sie gekocht beziehungsweise welche Zutaten verwendet werden. Aber genau darin liegt der Reiz. Es lohnt sich also mit den Malfarben der Natur zu experimentieren.

In Kürze: Pflanzenfarben selbst herstellen

Natürliche Farben kommen unter anderem in Blüten, Blättern, Früchten und Wurzeln vor. Sie zu extrahieren, ist ein Kinderspiel. So geht’s:

  • Je nach gewünschtem Farbton passende Pflanzen suchen
  • Blüten oder Beeren ohne Grün in wenig Wasser aufkochen und etwas ziehen lassen
  • Durch ein Baumwolltuch abseihen
  • Mit Soßenbinder werden die Farben dickflüssiger
  • Alaun macht die Farbe kräftiger und haltbarer
  • Naturfarbe eignet sich besonders zur Aquarellmalerei

Wie kann man Pflanzenfarben selbst herstellen?

Für die Herstellung von natürlichen Malfarben benötigt man außer frischen Pflanzen einen Topf, Wasser, Kochlöffel und Freude am Experimentieren. In der Regel nimmt man für eine Tasse Blüten oder Blätter eine halbe Tasse Wasser. Zuerst die Blüten, dann das kalte Wasser in einen Topf geben und erhitzen. Den Farbsaft einige Minuten leicht simmern lassen, dabei ständig umrühren. Gibt man Alaun, ein farbloses körniges Pulver (gibt’s in der Apotheke), hinzu, wird die Farbe kräftiger und ist länger haltbar. Tipp: Pflanzenfarbe eignet sich besonders gut für die Aquarellmalerei.

Blüten kochen

Durch das Kochen im Wasserbad tritt die Blütenfarbe besonders hervor

Foto: MSL/Irene Lehmann

Die verschiedenen Pflanzenfarben

Rot: Klatschmohn

Das leuchtende Rot des Klatschmohns ist schon von Weitem sichtbar. Früher sah man die Wildpflanzen häufig zusammen mit blauen Kornblumen in Getreideäckern, heute eher an Feldrainen und auf Brachflächen. Zerdrückt man die zarten Blütenblätter zwischen den Fingern, kommt aber kein kräftiges Rot zum Vorschein, sondern Purpurviolett. Ähnlich ist das Ergebnis, wenn man die Blüten mit etwas Wasser kocht. Im Laufe des Kochvorgangs – in der Regel fünf bis zehn Minuten – verändert sich die Farbe und wird intensiver. Gibt man ein paar Tropfen Essig hinzu, wird der Farbton rötlicher.

Mohn
Foto: MSL/Irene Lehmann
Mohn2
Foto: MSL/Irene Lehmann

Frische Mohnblumen sind vor dem Kochen noch hellrot (links), erhitzt man sie in Wasser, tritt ein kräftiger, violetter Ton hervor (rechts)

Gelb: Die Weinraute

Mit einem strahlenden Gelb überrascht die Weinraute (Ruta graveolens). Die Gewürz- und Zierpflanze ist mehrjährig und wächst im Garten zu einem kleinen Halbstrauch heran. Die senfgelben Blüten erscheinen von Juni bis Oktober. Sie sollten jedoch nicht an sonnigen Tagen gepflückt werden, da Weinrauten phototoxisch sind, das heißt, wenn man die Pflanzen bei gleichzeitiger Sonneneinstrahlung berührt, kann es zu Hautreizungen kommen. Für die Farbgewinnung werden die Blüten und Samenkapseln einige Minuten mit etwas Wasser gekocht und der Saft gefiltert.

Weinraute

Einige Minuten kochen, den Saft filtern und schon schenkt Ihnen die Weinraute eine sonnig-gelbe Farbe

Foto: MSL/Irene Lehmann

Violett: Mauretanische Malve

Die Mauretanische Malve (Malva sylvestris ssp. mauritiana) besitzt reichlich Farbstoffe, die sich leicht in Wasser lösen lassen: Eine Handvoll Blüten mit vier Esslöffeln Wasser kurz aufkochen und den Saft durch ein feines Sieb gießen. Intensiver und haltbarer wird die Farbe, wenn man ein wenig Alaun hinzufügt.

Farbe aus Malvenblüten

So intensiv wie die Blüte selbst: Die Malve produziert ein tiefes Violett

Foto: MSL/Irene Lehmann

Gelb- und Orangetöne: Ringelblume

Ringelblumen (Calendula officinalis) gibt es in vielen Gelb- und Orangetönen. Zum Extrahieren werden nur die Blütenblätter ohne die grünen Kelche verwendet und in einem Topf mit wenig Wasser acht bis zehn Minuten bei geringer Hitze gekocht. Je mehr Wasser einkocht, desto kräftiger wird die Farbe.

Ringelblume

Beliebt für Cremes und Salben: Die Ringelblume besticht darüber hinaus durch ihre orange Farbe

Foto: MSL/Irene Lehmann

Grün: Blattfarben

Grün ist in der Natur allgegenwärtig. Keine Pflanze, die sich mittels Photosynthese mit lebenswichtiger Energie versorgt, kommt ohne den grünen Farbstoff Chlorophyll aus. Zwar gibt es auch rotblättrige Pflanzen, aber auch diese sind im Grunde grün. Das Grün wird nur durch Anthocyane überdeckt. Das sind rote Farbpigmente, die Pflanzen zum Schutz gegen zu starkes UV-Licht in ihren Blättern und Stängeln einlagern. Chlorophyll ist in Wasser nur schwer löslich, dennoch lohnt sich ein Versuch mit verschiedenen Grünpflanzen, zum Beispiel mit Spitzwegerich. Auch die Mischung von Blau und Gelb ergibt verschiedene Grüntöne.

Blattfarben

Unterschiedliche Grünpflanzen schenken unterschiedliche Grüntöne

Foto: MSL/Irene Lehmann

Rot, Violett, Blau: Farben aus Früchten

Alle dunklen Beeren, zum Beispiel Heidelbeeren, Brombeeren, Holunderbeeren, Schwarze Johannisbeeren, ebenso die Früchte von Liguster, Mahonie, Schlehe oder Wildpflaume sind ausgezeichnete Lieferanten roter, violetter und blauer Farbtöne. Die Beeren werden leicht zerdrückt, mit etwas Wasser kurz aufgekocht und gefiltert. Die Zugabe von Soßenbinder (zum Beispiel Mondamin) macht die Farben dickflüssiger und satter. 

blau

Ein Tipp: Mit Soßenbinder wird die Farbe noch satter 

Foto: MSL/Irene Lehmann

Überraschende Farbveränderungen ergeben sich auch bei der Verwendung verschiedener Papiersorten, wie das Beispiel der Wildpflaumen-Farbe zeigt: Links neutrales Aquarellpapier, rechts dieselbe Farbe auf strukturiertem Seidenpapier – einmal Indigo, einmal Violett. Tipp: Werden Pflanzenfarben nicht sofort verbraucht, füllt man sie in kleine Gläser und bewahrt sie kühl und dunkel auf.

Wildpflaume

Je nachdem, welches Papier man für die Pflanzenfarben verwendet, verändert sich die Farbe

Foto: MSL/Irene Lehmann
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